Mit Ludwig Dengler ist die Ikone der oberbayerischen Kampfrichter am 8. Oktober von uns gegangen. Kein anderer aktueller Kommissär im Bezirk genoss derart hohes Ansehen und verfügte über eine derart große Erfahrung. Ludwig lebte für den Radsport ohne die anderen schönen Seiten des Lebens zu vernachlässigen. War er nicht auf dem Rad unterwegs so gehörte seine Zeit den Enkelkindern, aber ab und zu war auch mal ein Stammtischbesuch am Nachmittag drin. Im Winter galt seine große Liebe dem Skisport, den er bis ins hohe Alter betrieb. Und „weil dahoam d’Leit sterbn“ war er auch noch bis vor wenigen Jahren als VIP-Auslieferungsfahrer in der Automobilbranche tätig. Wahrhaft ein erfülltes Leben, dessen Ende wir heute betrauern.
In Bad Aibling geboren trat er früh dem RSV Rosenheim als Radrennfahrer bei und konnte dort zahlreiche Straßen- und Bahnrennen gewinnen. Sein größter Erfolg sicherlich der Sieg im Industrie- und Pressepreis von Garching, dem mit 225 km seinerzeit längsten Straßenrennen im Freistaat. Quasi nebenbei schloss er die Ausbildung zum Industriekaufmann ab und machte dann eine weitere Ausbildung im Werbe- und Verkaufsbereich. Dort war er über Jahrzehnte geschätzter Ansprechpartner der Kommunen für Winterdienstfahrzeuge und lernte so ein zweites Mal Bayern und seine Straßen kennen. Die dabei erworbene Fähigkeit zu überzeugen und die richtigen Argumente an der richtigen Stelle anzubringen hat ihm nicht nur im Beruf sondern auch im Sport geholfen. So manche Veranstaltung hat von seiner Hilfe profitiert.
Nach seiner aktiven Laufbahn widmete er sich schnell der Ausbildung junger Talente. So war auch der Aiblinger Rad-Bundesliga-Sieger des Jahres 2007 Michael Franzl einer seiner Zöglinge. Auf der Funktionärsebene sind seine 29 Jahre im Radsportbezirk Oberbayern hervorzuheben. Zunächst 2. Vorsitzender wurde er 2002 zum Bezirksvorsitzenden gewählt. Hier sicher wertvoll auch die drei Jahre, die er vorher seinem RSV Rosenheim als 1. Vorstand diente. Sein unbestritten größtes Verdienst war die Sanierung der Bezirksfinanzen. Bis ins Frühjahr dieses Jahres verantwortete er noch die zahlreichen Erfolge der oberbayerischen Rennfahrer auf der Radrennbahn.
Als Kampfrichter erlebte er bei den Olympischen Spielen 1972 in München einen ersten Höhepunkt, bei sieben Deutschen Meisterschaften wirkte er im Kollegium mit. Auch bei Österreichischen Staatsmeisterschaften und beim Rad-Weltcup in St. Johann war er als Rennleiter ein gefragter Mann.
Für seine Verdienste um den Radsport wurde er 2010 zum Ehrenvorsitzenden des Radsportbezirks Oberbayern und zum Ehrenmitglied des Bayerischen Radsportverbandes ernannt. Der Bundes-Ehrengilde der Deutschen Radsportler gehörte er seit 2007 an.
Ludwig Dengler hinterlässt eine kaum zu schließende Lücke. Sein besonnenes und nie aufbrausendes Wesen machte ihn zu einem immer souveränen Gesprächspartner für Sportler wie Veranstalter.